Die Tänze

Der Ursprung des Tanzes

Die Ursprünge des Kulturtanzes begannen vor ca. 5000 Jahren in Form von "Umschreiten von Opferstätten". Die ersten Kulturtänze, in aufgezeichneten Bewegungen dargestellt, sind aus Ägypten bekannt. Berühmtheiten wie z.B. Plato führten Reigentänze mit seinem Knabenchor auf, Sophokles nahm Tanzunterricht, um eine der "schönsten Künste" zu erlernen. In Griechenland wurde es sogar als wesentliches Element der Erziehung betrachtet.

Die immer mehr zur Schau gestellten Sinnesfreuden riefen aber die Kirche auf den Plan, so daß es zu einem Tanzverbot für alle Christen in Europa kam. Der Tanz wurde natürlich nicht ausgerottet, selbst Fürsten und Ritter tanzten hinter den Burgmauern weiter. Hier entstand ein Tanzmeistertyp, eine Kombination aus Sprach-, Fecht-, Tanzlehrer und Erzieher, der auch als Zeremonienmeister und Ballorganisator für die Hofgesellschaft fungierte.

Die hohe Zeit der Kunst begann unter dem "Sonnenkönig" Ludwig XIV. Er gründete als einziger Fürst eine "Academie de la danse". In dieser Zeit trennte sich auch Ballett und Tanz. Emanzipierte Frauen eroberten die Bühne, das ist der Beginn der berühmten Ballerina. Dies hat zur Folge, daß ein guter Tanzlehrer auch eine lückenlose Ballettausbildung vorweisen mußte (ca. bis 1920). Nun übernimmt England die Führung in der Tanzwelt und die große Zeit des Menuetts hat die Gründung der deutschen Tanzschule zur Folge.

1717 kommt das erste deutsche Lehrbuch mit dem Titel "Rechtschaffener Tanzmeister - oder gründliche Erklärung der französischen Tanzkunst" auf den Markt. Drei Bände mit über 1200 Seiten. Ab 1718 erneuern bürgerliche Tanzlehrer ihre Kenntnisse wie nie zuvor und geben "Tanzkurse für Jedermann", jetzt nicht mehr in französisch, sondern in deutscher Sprache. Der Autor Tauber hat aufgrund seines Werkes die Voraussetzung dafür geschaffen, daß Deutschland durch seine Tanzlehrer neben England zu den führenden Ländern aufsteigt.

Die Tänze der heutigen Zeit wie Foxtrott, Wiener Walzer, Tango, Rumba, Samba, Cha-Cha, Paso Doble, Disco Dancing sind aber erst im Laufe der letzten Jahrzehnte eingeführt und in das heutige Welttanzprogramm aufgenommen worden.

Die Samba

(S, 2/4 Takt, 53 Takte p. Minute)
Die Samba, von bras./portug. "o samba" = der Tanz, stammt in seiner stationären Grundform aus Brasilien, bzw. aus uralten Kreistänzen der Bantu-Neger und wurde in Europa zum variationsreichen Turniertanz entwickelt. In Wiegeschritten und Voltadrehungen, Rollen und Promenadenläufen bewegen sich die Paare wellenförmig durch den Raum. Während die Wellenbewegung früher aus einem Erheben im Bein kam (Bounce), wird sie heute mehr durch die Bauchmuskulatur erzeugt (Contraction and Release).

Der Cha-Cha-Cha

(CC, 4/4 Takt, 32 Takte p. Minute)
Der Cha-Cha stammt aus Kuba. Er wurde von Enrique Jorrin (u.a.) aus dem Mambo entwickelt und 1957 von Gerd und Traute Hädrich nach Deutschland "importiert". Der Cha-Cha hat viele Elemente aus anderen Tänzen in sich aufgenommen, besonders aus Jazz, Beat und Disco. Seinen Grundcharakter, der ihn bei allen Altersstufen zum beliebtesten Lateintanz machte, hat er dabei nicht verloren: Im Cha-Cha kommen übermütige Ausgelassenheit und koketter Flirt zum Ausdruck.

Die Rumba

(R, 4/4 Takt, 28 Takte p. Minute)
Die Rumba stammt aus dem Mambo-Bolero und ist mit der Habanera verwandt. Sie ist ein afrokubanischer Werbungstanz: Die Dame schwankt zwischen Hingabe und Flucht und der Herr zwischen Zuneigung und Selbstherrlichkeit. In Deutschland wurde die Rumba 1932 ins Turnierprogramm aufgenommen. Sie ist der Klassiker unter den Lateintänzen, erfordert Ausdruckskraft und Sparsamkeit der Mittel.

Der Paso Doble

(PD, 2/4 Takt, 62 Takte p. Minute)
Der Paso Doble ist eine in Spanien und Frankreich entwickelte Darstellung des Stierkampfes mit Einschluß von Flamenco-Elementen. Die Dame stellt nicht den Stier, sondern das rote Tuch des Toreros dar, Herr und Dame bewegen sich also gemeinsam um einen imaginären Stier. Die Musik, ein spanischer Marschtanz, besteht aus einer Einleitung und zwei Hauptteilen mit genau festgelegten Höhepunkten, nach denen sich die Choreographie richtet. Der Tanz erfordert große Präzision und einen durchgehaltenen starken Muskeltonus.

Der Jive

(J, 4/4 Takt, 44 Takte p. Minute)
Der Jive wurde als "Jitterbug" und "Boogie-Woogie" (später auch "Bebop") um 1940 von amerikanischen Soldaten nach Europa gebracht, in England zum Jive entwickelt und schließlich in das Turnierprogramm der Lateintänze aufgenommen (Profis national 1968, Amateure national 1973, international 1976). Mit ihrer "Off-Beat-Betonung" auf "zwei" und "vier" verrät die Musik ihren afrikanischen Ursprung. Der Jive bringt robuste Lebensfreude zum Ausdruck. Er war der "Tobetanz" der Vor-Beat-Generation, aus dem sich der akrobatisch-athletische Rock 'n' Roll entwickelt hat.

Langsamer Walzer

(3/4-Takt, 30 Takte pro Minute)
Der Langsame Walzer entwickelte sich in den 20er Jahren in England aus dem Boston und heißt daher auch (English) Waltz. Die linearen Bewegungen des Boston verwandelten sich dabei in raumgreifende Drehungen, in denen das Paar wie ein Pendel von Höhepunkt zu Höhepunkt schwingt. Der Langsame Walzer gilt als der schwierigste Standardtanz und ist auch der meistgeübte. Das weiche Ein- und Ausschwingen zur schmelzenden Musik klassischer Waltz-Melodien macht ihn zum "Tanz des Herzens".

Tango

(2/4-Takt oder auch 4/4-Takt, 33 Takte pro Minute)
Der Tango stammt aus Argentinien und ist dem Stakkato der Musik entsprechend, geprägt vom Wechsel zwischen Aktion und Pause. Die "ruckartigen Aktionen" (von knappen und schnellen Kopfbewegungen begleitete Schritte) werden im Knie weich abgefangen, was dem Tango das Doppelgesicht verhaltener Leidenschaft gibt. Die "gehaltenen Pausen" verhindern "Körperschwung" und damit verbundene Hebungen und Neigungen.

Wiener Walzer

(3/4-Takt, 60 Takte pro Minute)
Der Wiener Walzer ist mit seinen Varianten (z. B. dem Ländler) ein uralter, vor allem im Alpenraum beheimateter Volkstanz, der wegen seiner "Ungezügeltheit" oft bekämpft wurde. Am preußischen Hof wurde er 1774 verboten, während er 20 Jahre später auf dem Wiener Kongress Triumphe feierte. In Deutschland wurde er 1932 ins Turnierprogramm aufgenommen. Sein Reiz liegt nicht im Figurenmaterial, sondern im berauschenden Körperschwung.

Slow Foxtrott

(4/4-Takt, 30 Takte pro Minute)
Der Slow Foxtrott entstand um 1900 aus dem Ragtime und amerikanischer Marschmusik und entwickelte sich zum Klassiker unter den "englischen Tänzen". Die linearen Schrittmuster, auf natürlicher Gehbewegung basierend, wirken bei kunstvoller musikalischer Interpretation und lässigem "Understatement" faszinierend. Dem kontinuierlichen Bewegungsfluss entsprechend, sind "fließende Posen" besonders "foxy".

Quickstep

(4/4-Takt, 52 Takte pro Minute)
Der Quickstep entstand Mitte der 20er Jahre, als parallel zum Onestep das Tempo des Foxtrott beschleunigt wurde. Im Gegensatz zum Langsamen Walzer, mit dem ihn geschlossene Drehungen und Chassees verbindet, ist der Quickstep dadurch charakterisiert, daß die Körpergeschwindigkeit bei Slow fast die gleiche ist wie bei Quick oder bei besonders schnellen Schrittfolgen. In der Familie der Standardtänze gilt er als der "Sekt unter den Weinen" - perlend in seinen langgestreckten Bewegungen und spritzig in seinen Hüpfschritten.